Hugh´s Fishfight

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Montag, 5. Januar 2009

Die Ludolf´s - 4 Brüder vom Schrottplatz.

www.dieludolfs.de

Englisch:

SWR 3 Reportage Teil 1 - 8:

 

 

 

Die Ludolfs


Keine Angst, die wollen nur spielen!
Von Kolja Langnese 9. August 2007, image

 
"Die Ludolfs" sehen einfach zum Fürchten aus: zauselige Haare, ungepflegte Bärte, dicke Wampen. Die Brüder haben einen Schrottplatz tief im
Wald, dort lagern sie ihre Funde vom Wegesrand, um sie auszuschlachten. Warum man trotzdem keine Angst vor ihnen haben muss.

image Foto: DMAX
Die Ludolfs: Manni (vorne), Günter,Uwe und Peter lieben Schrott.


Etwas abgelegen, versteckt hinter Tannen, liegt das Anwesen der Gebrüder Ludolf. Regelmäßig bricht der grobschlächtige Uwe von hieraus zu Streifzügen durch die nähere Umgebung auf. Seine Beute darfsein Bruder Manni in der alten Lagerhalle hinter dem Wohnhaus sezieren. Um die Verwahrung der Einzelteile kümmert sich dann das Gehirn der Truppe, der manische Peter, der lustvoll seine Sammlung vergrößert. In der Küche geht derweil der stoische Günter in aller Seelenruhe ans Telefon, so als sei nichts gewesen, so als sei das Verhalten seiner Brüder ganz normal.


Dabei sind die Ludolfs alles andere als normal. Seit fast einem Jahr treibt das Schrottplatz-Quartett auf DMAX sein Unwesen, gestern lief die Best-Of-Folge von „Die Ludolfs – Vier Brüder auf dem Schrottplatz“. Im Schnelldurchlauf gab es den ganzen Wahnwitz, die volle Packung skuriller
Aktionen, die der Alltag zwischen Rostleichen und Blechkarren zu bieten hat. Und eines ist klar geworden: Ja, die Ludolf-Brüder sind verrückt. Und durchgeknallt. Und bestimmt nicht zurechnungsfähig. Aber eine Gefahr für die Allgemeinheit?


Der Unbedarfte
Der Eindruck läßt sich nicht lange aufrecht erhalten. Als erster knickt Manni ein. Der experimentierfreudige Bastler ist viel zu sehr damit beschäftigt, Vergaser auszubauen oder von Überlebenstipps aus dem australischen Busch zu erzählen, als etwas Böses auszuhecken. Vollends als Kinderschreck versagt er, als er seine Gartenzwergfamilie aus dem Schuppen holt. Die rotwangigen Gesellen hält er sich, um an ihnen
stellvertretend seinen Frust über die Marotten seiner Brüder abzulassen. Das könnte etwas Psychotisches haben, wäre  Manni nur nicht so gnadenlos schlecht im Schimpfen. Ein zukünftiger Hannibal Lecter hätte an dieser Stelle den Zwergen die Augen ausgebrannt und sie mit Hühnerblut bespritzt. Manni kneift dem Zwerg, den er nach seinem Bruder Uwe benannt hat, einfach nur in die Nase. Mehr bringt er nicht übers Herz. Hoffnungslos.


Der Casanova
Dann schon eher der diabolische Springteufel Uwe. Mit Knollennase und wildem Lockenschopf gibt er ein passables Rumpelstilzchen ab. Das passt schon besser. Wild lachend darf er auf der Teststrecke die wiederhergestellten Autos Probe fahren. Mit quietschenden Reifen geht er ans Limit, ob er den Caravan-Anhänger beinahe zum Überschlag bringt oder den sowjetischen Kleinwagen den Abhang hinuntertreibt. Ein Leben am Limit, ob er den Caravan-Anhänger beinahe zum Überschlag bringt oder den sowjetischen Kleinwagen den Abhang hinuntertreibt. Ein Lebemann par excellence, der das Höllenfeuer nicht scheut. Betritt eine Kundin den Hof, legt Uwe sogar noch einen Gang zu und versucht der „jungen Dame“ auf jede erdenkliche Weise seine Bewunderung anteil werden zu lassen.
Im Hinterhof baut er noch dazu an seinem eigenen Leichenwagen. Uwe, ein morbider Lustmolch? Die Maskerade hält nicht lang. Spätestens, wenn seine Frau an der Tür klingelt, fällt die Fassade vollends. Uwe ist verheiratet. Die resolute Karin überragt ihren Ehemann um einen halben
Kopf, Uwe schrumpft in ihrer Anwesenheit auf Pantoffelhelden-Niveau. Und bittet und bettelt fortan, dass Karin ihm den Scherz mit dem Leichenwagen verzeihen solle. Das ist dann gar nicht mehr gruselig.


Das Gedächtnis
Aber eigentlich sind die beiden auch nicht weiter von Belang, bloße Erfüllungsgehilfen des Masterminds – Peter ist der wahre Bösewicht. Welche satanischen Pläne sein Hirn ausbrütet, kann nur vermutet werden. Wer weiß schon, was unter den Schrottbergen begraben liegt, die er verwaltet?
Oder welche teuflischen Waffen aus der Altmetallansammlung geschmiedet werden, sobald das kranke Genie seine Konstruktionsskizzen vollendet, seinen Plan zur Eroberung der Weltherrschaft ausgearbeitet hat?
Manchmal bricht es aus ihm heraus. Wenn der Hobbykoch am Herd steht und über die Essgewohnheiten der Völker philosophiert, blitzt seine Kultiviertheit durch. „Die Italiener, das sind Genies in der Küche. Die Franzosen auch, deren Gerichte kann man zwar gar nicht aussprechen, schmecken aber alle gut.“ Welche anderen Weisheiten hat der Denker aus Dernbach im Westerwald noch auf Lager? „Viele große Künstler
kommen aus den Niederlanden.“ Peter macht eine bedeutungsschwangere Pause, was kommt jetzt? Rembrandt? Van Gogh? „Holland soll stolz sein auf Rudi Carell.“
Vielleicht wird Peters Genius ja doch überschätzt. Der Manager der Schrotthalde hat alle Ersatzteile nach dem Häufchenprinzip sortiert. Nach dreißig Jahren weiß Peter Ludolf noch, in welchem Schrotthaufen er den Außenspiegel eines Ford Capris verbuddelt hat. Ob da noch genügend Kapazität für einen Plan in den Dimensionen eines James-Bond-Bösewichts ist? Wohl eher nicht. Irgendwie beruhigend. So kann man den
sanftmütigen Peter, der immerzu „das ist so romantisch“ ausstößt, wenn er eine Blume sieht, in wohlwollender Erinnerung behalten.


Der Kontakt zur Außenwelt
Und dann ist da noch Günter Ludolf. Der etwas bräsige Telefonist disqualifiziert sich aber von vorneherein als Schurke, zu beschäftigt ist er mit dem stoischen Aussitzen der verrückten Ideen seiner Brüder. Ein weiteres Problem: Seit dem die Serie auf DMAX läuft, steht das Telefon nicht mehr still. Beim Tag der offenen Tür im April pilgerten 20.000 Fans zum Ludolfschen Schrottplatz, ganz Dernbach war zeitweilig gesperrt. Für böse Pläne bleibt da kaum Zeit. Irgendwer muss ja ans Telefon gehen.
Nach einer Stunde, gefüllt mit den Höhepunkten aus dem Universum der Ludolfs, bleibt dann die Erkenntnis: Die sind harmlos. Echte Psychopathen erkennt man eben nicht am Aussehen. Die Brüder mögen manchmal grenzdebil wirken, es sind durch und durch gute Seelen. „Das ganze Leben ist für uns Auto“, fasst Peter Ludolf die Weltsicht der Schrotthändler und Serienstars zusammen. Die Ludolfs sind tatsächlich den
ganzen Tag nur damit beschäftigt, Autos auseinander zunehmen, wieder zusammen zubauen und zwischendurch ein bisschen Spaß damit zu haben. Die wollen wirklich nur spielen.